Genau meine Musik

Es gibt Veröffentlichungen, die einen anfangs Stirnrunzeln lassen, beim näheren Hinsehen aber durchaus bemerkenswerte Entdeckungen bereithalten. Ein solches Buch ist „Genau meine Musik“. Das Stirnrunzeln beginnt dabei schon beim Titel. Denn was will der uns wirklich sagen. Hier hilft der Untertitel weiter: kreative Gottesdienste an jedem Sonntag. Und darum geht es dann tatsächlich. Eigentlich aber um noch mehr. Vor allem um die Erneuerung von Gemeinde(n) als solchen und die Übersetzung des Glaubens in unsere Zeit mit ihren Formen und Möglichkeiten. Und da spielt populäre Musik natürlich eine entscheidende Rolle.

Trotzdem ist die Beschreibung dieses Buches, das formal in einen Theorie- und einen Praxisteil zerfällt, nicht ganz einfach. Denn hier schreibt einer, der als Pfarrer über viele Jahre Erfahrungen mit verkrusteten Strukturen gemacht hat. Er reiht sich mit seinem Buch nicht in die Reihe derer ein, die den Themenkomplex Gottesdienst- und Gemeindeerneuerung mit umfangreichen und sehr guten Sachbüchern (bspw. Douglass, Vogt, Herbst, Bubmann) bereits bearbeitet haben. Hier schreibt einer, und ich nehme mal an er tut dies bewußt, aus seiner subjektiven Perspektive. Und die ist einerseits mutmachend, andererseits radikal bei den Forderungen und manches Mal wird die Wut und Enttäuschung an bestehenden Strukturen deutlich sichtbar. Gerade an letzterem mag es liegen, das manches mal die Ansätze anderer schlicht übersehen werden (im Literaturverzeichnis fehlen auf jeden Fall die von mir genannten Autoren). Auch die ein und andere Aktualität im Bereich Musik vermisse ich. So ist es schwer nachvollziehbar, das vor allem überregionale Aktivitäten im popularmusikalischen Bereich in den evangelischen Landeskirchen schlicht übersehen werden.

Auf der anderen Seite ist diese subjektive Herangehensweise eben auch erfrischend anders. Gäbe es mehr Menschen wie Christian Trebing, die ihre Erfahrungen benennen würden und dies offen und nicht verklausuliert tun, dann könnten wir tatsächlich an vielen Stellen viel weiter in unseren Gottesdiensten und Gemeinden sein. Diese Offenheit ist die Stärke dieses Buches. Der Mut „unwissentschaftlich“ an das zentrale Thema unserer Kirche(n), wie kann Glaube im Gottesdienst wirklich erfahrbar werden, heranzugehen, schafft einen neuen Zugang darüber nachzudenken. Aus diesem Grund ist dieser Veröffentlichung ein möglichst breites Publikum zu wünschen.

Thomas Nowack