So spreche ich richtig aus

Hilfen zu Stimmbildung im weitesten Sinne gibt es wie Sand am Meer. Aus diesem Grund ist ein umfassender Überblick über diesen Themenbereich unmöglich. Auch Neuerscheinungen sind nicht ungewöhnlich. Da neue Lehr- und Lerntheorien immer auch unterschiedliche theoretische und fachpraktische Herangehensweisen, vor allem im gesanglichen Bereich, mit sich bringen, bedingen sie damit fast zwangsweise neue Literatur.

Die hier vorliegende Publikation geht – wie schon der Titel verdeutlicht – auf Sprechtechnik ein, auch wenn sie dem Gesang und hier besonders der gesanglichen Sprachebene besondere Bedeutung zumißt. Dem Autor ist es wichtig in möglichst knapper Form ein Kompendium zur Hilfestellung bei der Aussprache anzubieten damit es „keine Peinlichkeiten mehr bei Konzerten und an Rednerpulten gibt“. Das dieser hehre Anspruch mit Hilfe eines solchen Leitfadens nicht zu erreichen ist dürfte dem Autor sicher klar sein. Gelungen ist ihm in komprimierter und gutverständlicher Form dieses zentrale und wichtige Thema jedem öffentlich verbal und sängerisch Agierenden nahezubringen und im Wesentlichen verständlich zu machen. Dabei bietet er dem Interessierten neben einer Vielzahl von Übungen zu den unterschiedlichen Problemlagen ebenso eine leichtverständliche Einführung in Lautung und Tönung an. In dieser Hinsicht ist das Buch eine wahre Fundgrube zum Eigenstudium und auch zur Weitergabe in Chor und anderen Ensembles.

Vermißt wurden nur zwei Dinge. Der Verweis darauf, das gerade dieser sensible Bereich der Anleitung oder zumindest der Kontrolle durch geübte Fachleute bedarf. Jede Eigenübung ersetzt nicht den Lehrer oder den geschulten Logopäden, der Fehlentwicklungen frühzeitig erkennen und behutsam korrigieren kann. Hier wäre ein Hinweis im Buch wünschenswert gewesen. Immerhin bestand mit der „Gesellschaft für die deutsche Sprache e.V.“ bei der Abfassung dieses Fachbuches häufiger Kontakt, da diese Gesellschaft im Vorwort ausdrücklich erwähnt ist. Zum Zweiten die Verwendung von Sekundärliteratur. Bei der Fülle von möglichem Hintergrundmaterial ist eine umfassende Sichtung und Nutzung sicher nicht möglich. Das allerdings nur drei andere Fachquellen, darunter immerhin das Standardwerk deutscher Sprachlehre, Julius Heys „Kunst des Sprechens“, Berücksichtigung fanden, hat erstaunt.

Diese Faktoren schmälern die Qualität dieses Kompendiums aber nicht nennenswert. Bei dem Wissen um die Sensibilität dieses Themas und der Möglichkeit auf eine Vielzahl von weiteren Fachpublikationen zurückgreifen zu können zählt diese Veröffentlichung zu den erfreulich straffen und gut verständlichen Hilfen (auch durch Weglassen der Lautschrift) die uneingeschränkt für den Gebrauch empfohlen werden kann.

Thomas Nowack