Wörship

Es gibt Rezensionen, die haben es in sich. Dazu zählen vor allem Veröffentlichungen, die man als Rezensent jedem potentiellen Interessenten zur sofortigen und uneingeschränkten Lektüre in die Hand drücken möchte. Sie stellen einen vor ein ganz zentrales Problem: nicht festlegen zu können, wo mit der Aufzählung der positiven Eindrücke zu beginnen und wo zu enden ist ohne den Eindruck zu erwecken, man hätte einen Vermarktungsvertrag mit Autor und/oder Verlag geschlossen. Und um diesem Problem gleichsam noch eines oben draufzusetzen: wenn das vorgestellte Werk weit mehr ist als der Titel erwarten lässt. Im „Handbuch für heilige Himmelsstürmer“, so nennt Guido Baltes sein Paperback zum Thema Anbetung im Untertitel, ist das der Fall. Das seine Ausführungen tatsächlich weit mehr sind als Buchtitel und Untertitel vermuten lassen (seit wann sind Himmelsstürmer – und noch dazu Heilige – schon auf Handbücher angewiesen?) wird einem bewusst, wenn man es nach der nur 121 Seiten umfassenden Lektüre, die man in knapp zwei Stunden bequem bewältigen kann, zur Seite legt. Diese vom Autor ausdrücklich als Handreichung, also als praktisches Werkbuch, eingeführte Veröffentlichung liest sich wie eine theologisch – wissenschaftlich – geistlich – praktisch – musikalische – Arbeitsanleitung zum Thema „Kirchenmusik“. Wenn man dem Autor unbedingt einen Vorwurf machen möchte, dann hier. Seine Ausführungen lassen sich nicht in den in protestantischen und darüberhinausgehenden Kreisen häufig durch angloamerikanisches Vorbild enggeführten Anbetungs- oder Worshipbegriff hineinpressen. Der Autor macht das in seinem Buch auch gleich zu Beginn deutlich. Dazu aber müsste man es gelesen haben. Aufgrund des Titels und der leider damit verbundenen Vorurteile, so die Befürchtung, wird es wohl häufig nicht soweit kommen.

Dabei ist diese Publikation ein wahres „Kleinod“ zu dem Themenkomplex „Glaube und Musik“. Sensibel und eindrucksvoll nachvollzogen am konkreten biblischen Beipiel. An der Person Davids skizziert Guido Baltes neun Gedanken, die kaum eine Facette zum Thema auslassen. Ob Anbetung als Kernthema, (Kirchen)musik, Kirchenmusiker (oder eben Lobpreisleiter, Anbeter,…), Musikdiskussion und -geschmack, Gemeindeentwicklung, Dienst, Leitung, Berufung, Vorbild – die Liste liese sich beliebig fortsetzen. Was diese Publikation so wertvoll macht ist die Tatsache, das der Autor diese Themenvielfalt in dieser Kürze und doch klar und überzeugend behandelt. So gibt es über dieses Buch nur eines zu sagen: man muß es gelesen haben. Und das gilt nicht nur für jeden (Kirchen)Musiker. Ob Theologe, Diakon, Predikant, oder „nur“ Gemeindepraktiker. Man ist gut beraten diese Ausführungen aufmerksam zu studieren und sensibel umzusetzen. Dann würde sich unter der gemeinsamen Maxime „Soli deo gloria“ in Zukunft vielleicht mancher „Streit um Töne“ vermeiden lassen.

Thomas Nowack