Credo

„Ohne Wurzeln kein Überleben!“ so beschreibt Jochen Rieger den Grund für seine Auseinandersetzung mit dem Glaubensbekenntnis. In Zeiten, in denen die Frage nach dem Wert dieses Bekenntnisses immer häufiger gestellt wird eine gute Position, um sich den einzelnen Glaubenssätzen zu nähern. Mit ihm haben das eine ganze Reihe von Autoren getan, die allesamt keine Unbekannten sind. Eckart zur Nieden, Erich Remmers, Albrecht Gralle, Andreas Malessa und Thomas Eger gaben diesem Projekt damit eine ganz besondere Note, denn auch textliche Qualität hat Namen. Diese machen das Projekt auch aus Wortsicht zu einem doppelt gelungenem, denn auch die musikalische Seite ist Jochen Rieger gewohnt souverän gelungen. Ganz im Popmainstream legt er hier ein Konzeptwerk vor, das sich mit der Gemeinde musizieren lässt – zumindest in weiten Teilen. Einige der Glaubenssätze brauchen einen versierten Chor, so „Mensch wie wir“ (doppelchörig), „Gemeinsam statt einsam“ (Gospelgroove mit Zusatzbackingchor) und auch die abschliesende Zusammenfassung „Credo“ hat die ein und andere, vor allem rhythmische, Herausforderung parat. Das bleibt alles im Rahmen, muß aber, wie bei Popmusik gewohnt, sauber und auf den Punkt musiziert werden. Dafür stehen auf der Audioproduktion ebenfalls eine Reihe bekannter Musiker (u.a. Sarah Kaiser und Eberhard Rink), die schon beim Hören Lust auf das eigene Musizieren machen. Denn das ist bei dieser Produktion vollumfänglich notwendig, denn auf Playbackmaterial wurde hier verzichtet. Auch die auf der CD eingespielten Interludes sind nicht in der Klavierpartitur niedergelegt. Hier folgt Jochen Rieger ganz seinem Credo. Das Werk soll dazu anregen sich mit dem Glaubensbekenntnis auseinanderzusetzen. Das gilt natürlich erst mal für den Inhalt und so wurde bewußt „keine vollständige Exegese vermittelt“, sondern Anstöße „sich tiefer mit den Perlen des Glaubens zu beschäftigen“. Und diesen Ansatz kann man eben auch auf die musikalische Erarbeitung übertragen. Wer sich auf den Weg macht, dieses Werk mit einem eigenen Arrangement aufzuführen, der lässt sich ein weiteres Mal darauf ein. Keine Frage, dass sich einzelne Lieder auch herausgelöst singen lassen. Doch der gegebene Gesamtrahmen fordert zu einer Aufführung des gesamten Werkes heraus. Und die will ich ausdrücklich empfehlen. Anregungen, wie das gehen kann, sind im Vorwort reichlich gegeben – aber auch hier finden sich sicher schnell genügend eigenen Ideen.
Thomas Nowack