freiTöne

Ende 2018 veröffentlichte das Michaeliskloster Hildesheim eine für Deutschland bislang einmalig umfangreiche Zusammenstellung popmusikalischer Arrangements. Zusammengekommen sind „175 Lieder zum Anhören, Kennenlernen, Ansehen, Mitsingen, Erarbeiten (…) in unterschiedlichen Besetzungen wie Gesang, Piano, Schlagzeug, Band und Bläsern. Jeweils drei Strophen mit Gesang, außerdem einfache Playbacks“, wie die Macher in der Beschreibung des Produkts ausführen. 40 Lieder sind als Band-Arrangements, 32 davon im Video-Format zu hören bzw. zu sehen. Die Lieder aus „freiTöne Lieder“ wurden anhand des Tastenbegleithefts mit Piano eingespielt.
Der Umfang der Produktion sowie deren Stoßrichtung – vor allem für den gottesdienstlichen Gebrauch – haben das Redaktionsteam bewogen, eine ausführliche Rezension durch die hauptamtlichen Referenten des Verbandes vorzunehmen. Dabei haben sie „freiTöne“ auf unterschiedliche Themen hin abgeklopft und diese unter sich aufgeteilt.

INSTRUMENTALPÄDAGOGISCHER NUTZEN UND VIELFALT (BLÄSER, PIANO + PERCUSSION, BAND)
„Wow“, dachte ich, als ich von dem Freitöne-Stick hörte. Endlich mal ein großes Paket mit allem, was für eine Band, Sängerinnen und Sänger für den Gottesdienst und darüber hinaus wichtig ist. Für meine ersten Gehversuche in kirchlichen Bands, gerade als Instrumentalist, hätte ich mir das damals gewünscht. Da finden sich gute Ideen, wie man die Songs interpretieren und spielen kann. Außerdem sind die Vorlagen und Klangbeispiele eine wunderbare Fundgrube für Arrangements. Auf den zweiten Blick merke ich, dass ich als Anfänger damit wohl überfordert gewesen wäre. Als Keyboarder begrüße ich es, Griffbilder und Akkordangaben während des Spielens mit verfolgen zu können. Die hier angebotene Lösung ist für mich aber nicht wirklich praxistauglich. Es geht viel zu schnell, um alles nachvollziehen zu können.
Schade ist die Beschränkung auf die eher „klassische“ Bandbesetzung. In vielen Gemeinden ist das Instrumentarium viel variabler. So wären Arrangementtipps für Melodieinstrumente oder gesangliche
Mehrstimmigkeit toll gewesen. Das würde den hier gesteckten Rahmen aber wohl sprengen und soll das sonst vielfältige Angebot nicht in einem schlechten Licht erscheinen lassen.
Michael Martin

GESAMTPAKET, MOTIVATIONSFAKTOR, IDEENGRUBE FÜR BANDARRANGEMENTS
Donnerwetter ist mein erster Eindruck. Da wurde ja wirklich nicht gekleckert, sondern geklotzt. Und das gilt es erst einmal ausdrücklich zu würdigen. Den Herausgebern war und ist es ein Herzensanliegen die popmusikalischen Klänge in unseren Gottesdiensten quantensprungartig zu erhöhen.
Arbeitet man sich in die Produktion ein wird bei allem, was man zu sehen und zu hören bekommt, schnell deutlich, dass die gesamte Produktion in Turbozeit auf die Beine gestellt wurde. Dadurch stellt sich beim Durchsehen und -hören dann schnell der Eindruck eines „immer ähnlich“ ein. Da hätte man den Machern mehr Zeit für ihre Kreativität gewünscht.
Eine wahre Fundgrube ist die Produktion für mögliche Arrangements, sowohl was Intros, Outros, Stilistiken und andere Faktoren angeht. Da finden gerade typische Gemeindebands in der Regel einfache und umsetzbare Ideen. Der Stick gehört damit unbedingt in die eigene Materialsammlung.
Thomas Nowack

PRODUKTION
Wer selbst schon einmal im Studio stand, kann nachempfinden, was hier geleistet wurde. Alle Songs wurden gemeinsam live eingespielt. Viele der Aufnahmen dürften First Takes sein. Die Videos sind
die eindrucksvolle Dokumentation einer Mammut-Aufnahmesession, welche alle Beteiligten mit Bravour meistern. Ganz normal, dass sich bei dieser Aufnahmemethode ein paar Timing- und Intonationsfehler
einschleichen. Sicher hätte man mit Overdubs und Editing ein perfekteres Ergebnis hinbekommen. Der zeitliche und finanzielle Aufwand stünde allerdings in keinem Verhältnis zum Nutzen. Schließlich soll Freitöne Arrangierbeispiele geben und Musiker inspirieren. Diesen Zweck erfüllt die Produktion auch so voll und ganz. Alle 175 Songs sind sauber und transparent abgemischt. Auch das ist angesichts der Fülle an Material keine Selbstverständlichkeit. Daher mein Respekt für die musikalische und tontechnische Leistung. Einziges Manko ist der fehlende E-Bass. Til von Dombois imitiert den Bass mit der linken Hand am E-Piano beeindruckend gut, auch wenn er sich stellenweise etwas verzettelt. Ein echter E-Bass hätte der Aufnahme und dem Bandgroove dennoch sehr gut getan. Das ist aber auch schon der einzige Kritikpunkt. Thumbs up!
Michael Ende