Gesang in Jazz, Rock und Pop

Empfehlungen zu Literatur über Stimmbildung gehören nicht zwangsläufig zum Umfeld der empfehlungsverdächtigen Themen, da es hier eine solche Fülle von Publikationen gibt, dass eine Sichtung ohnehin unmöglich ist. Und doch ist diese Veröffentlichung „anders“.

Jeder, der sich intensiv mit dem Thema Stimmbildung auseinandergesetzt hat, weiß um die Schwierigkeit, den zu beschreibenden Gegenstand umfassend und doch verständlich darzustellen. Dies darüberhinaus überzeugend von einer theoretischen Abhandlung zu einem praktischen Konzept werden zu lassen ist bisher nur wenigen gelungen. Hartmut Naumann gehört zu diesem Personenkreis. Das ihm dies außerdem auf gerade mal knapp achtzig Seiten gelingt wäre schon Anlaß genug seine Ausführungen positiv zu würdigen. Was es deutlich von anderen Fachbüchern unterscheidet und damit seine Fach- und Praxiskompetenz überzeugend unter Beweiß stellt sind vor allem drei Punkte. Die in anderen Publikationen vielfach ausgeblendete oder nur gestreifte, dabei aber zentrale und grundlegende Thematik von Singen und sängerischer Persönlichkeit (Stichworte: Körpererfahrung, körpereigenes Instrument, etc.), der Notwendigkeit der Herangehensweise an Stimmbildung mit dem Material klassischer Stimmbildung, bei dem gleichzeitigen Wissen um Unterschiede zu den Bereichen Jazz, Rock und Pop und dem breit angelegten Bereich „Titelerarbeitungen“ . Dahinter verbirgt sich nichts anderes als die Erkenntnis, dass die Arbeit am konkreten Beispiel mehrere Parameter miteinander kombinieren kann. Um nur zwei zu nennen: stimmbildende Übungen lassen sich aus dem Beispiel heraus ableiten und führen wieder zum Beispiel, also der Praxis hin und gleichzeitig lernt der Schüler mit verschiedenen popularmusikalischen Stilarten umzugehen.

Jedem stimmbildnerisch Interessierten ist dieses Buch nicht nur wärmstens ans Herz zu legen. Es ist eine wahre Fundgrube an Anregungen und Übungen. Eines ist sicher: gäbe es dieses Buch nicht, es müsste geschrieben werden. So muß man es sich nur noch zulegen.

Thomas Nowack