Gotteslob – digital

Hut ab, das muss auch ein Lutherischer neidlos anerkennen. Obwohl, ein bisschen Neid ist da schon dabei: Nämlich auf das, was die katholischen Kolleginnen und Kollegen da an die Hand bekommen haben. Sauber gemacht, einwandfrei programmiert, selbst erklärend und rundum gelungen.

Aber von Anfang an: 2019 hat die katholische Bibelanstalt Stuttgart das ‚Gotteslob digital‘ herausgebracht. Man hatte mit Dr. Dirk Wetzel einen Fachmann gefunden, der ein rundes Konzept entwickelte. Das ist schon einmal das erste Plus: Man beauftragt einen Fachmann, nicht einen Pfarrer, der irgendwie in der richtigen Position sitzt, sondern man lässt einen Profi ran. Gedacht und gemacht ist das ‚Gotteslob digital‘ in erster Linie für Gottesdienstbeauftragte und die bekommen ein Rundumpaket, das sich die Verantwortlichen für das neue Evangelische Gesangbuch vorher hoffentlich genau anschauen werden und versuchen, es ebenso umzusetzen.

Die Software ist für das aktuelle Betriebssystem Windows 10 programmiert, Downgrading ist inzwischen wenig sinnvoll (wegen der fehlenden Unterstützung) und so haben die Verantwortlichen
das auch umgesetzt. Man holt sich die App einfach kostenlos über den Microsoft Store und kann dann mit einigen gemeinfreien Liedern das Ganze erst einmal antesten. Die vollen Funktionen bekommt man allerdings erst mit dem USB-Stick, den man ganz einfach über den Buchhandel beziehen kann. Natürlich ist so etwas nicht ganz günstig, aber es erleichtert die Arbeit in der Vorbereitung für Gottesdienste ungemein. Wert ist es den Preis allemal.

Als erstes wäre da die Funktion zur Liedersuche, die sowohl über Nummern als auch über eine Volltextsuche durch alle Strophen hindurch möglich ist. Dabei werden die allgemein gängigen Suchkriterien mit and, or oder Platzhalterverküpfungen angewendet. Gewohntes Terrain. Das lässt sich in allen Regionalteilen der einzelnen Bistümer durchführen oder nur im gemeinschaftlichen Teil, bei allen Liedern oder nur den ökumenischen (!) genauso wie den nicht ökumenischen. Einschränkungen lassen sich machen bei Texten und Liedern, nur Liedern oder nur Texten. Es ist möglich nach Inhalten oder Autoren zu suchen.

In einer Vorschau wird das Lied, das ich aus der Liste auswähle, dann auch direkt angezeigt, mit dem Hinweis, aus welchem Regionalteil es stammt. Die Strophen des Liedes können dann in der Vorschau einzeln per Klick an- oder abgewählt werden.

Weiterhin kann ich auch inhaltliche Filter zu den liturgischen Orten und Themen im Gottesdienst anlegen oder nach kirchenjahreszeitlichen Zusammenhängen suchen. Zweiter Schritt: Über eine Merkliste lassen sich ganze Gottesdienstliedpläne erstellen, die man einfach in den (natürlich katholischen) liturgischen Kalender ziehen kann. Dieser aktualisiert sich automatisch über die Internetverbindung, wenn ein Jahreswechsel ansteht.

Im dritten Schritt kann man dann auch gleich ein Liedblatt erstellen! Daneben ist ein Direktausdruck genauso möglich wie das Kopieren in ein Textverarbeitungsprogramm.

Hier in diesem Zusammenhang ist auch die Lizenzvereinbarung ganz positiv hervorzuheben. Klar und deutlich wird erklärt, mit welchem Lizenzgeber welche Vereinbarung gültig ist, in welchem Umfang und Zusammenhang Vervielfältigungen (sogar bis zu welcher Höhe) erlaubt sind und wo Grenzen gesetzt sind, die den rechtlichen Rahmen verlassen. Selbst die rechtliche Nutzung von Beamern und dauerhaft zur Benutzung angelegten Liedheften ist erklärt. Die angelegten Liedpläne können wiederverwendet, kopiert, geteilt oder über ein Backup auf verschiedenen Rechnern abgerufen werden. Die Liedblätter können in verschiedenen Formaten erstellt werden und die Anleitung bietet eine kurz und gut verständliche Übersicht, wie man damit umgeht und Schritt-für-Schritt-Anleitungen für die Einstellungen und Abfolgen. Schlussendlich gibt es auch eine knappe und übersichtliche Fehlerhilfe, dazu gibt es immer auch den Support über Mail.

So, fehlt noch was? Mir fällt tatsächlich nichts ein bei diesem gelungenen Wurf zum Gesangbuch der katholischen deutschen Bistümer. Und das Wichtigste: Es ist praxisnah und erfordert kein
Studium im IT-Bereich.

Letztes Argument für diese Behauptung: Der USB-Stick kann weitergegeben werden und das ist ausdrücklich erlaubt. Er ist also grundsätzlich auf mehreren Rechnern einsetzbar, und er ist nicht lizenzmäßig an einen Arbeitsplatz gebunden. Wohltuend im Vergleich zu den ganzen Abo-Angeboten, die immer nur an einen Arbeitsplatz gebunden sind und für zwei Rechner, die vielleicht im gleichen Pfarramt stehen, auch zwei Lizenzen voraussetzen.

Herzlichen Glückwunsch möchte ich der katholischen Kirche sagen zu diesem großartigen Arbeitsmaterial. Und meiner Kirche möchte ich dieses Programm im Hinblick auf die Erstellung
des neuen EG unter die Nase halten: Sowas will ich auch!

Norbert Ehrensperger