„Mit Lobpreisliedern ist es manchmal wie mit Popcorn: Man freut sich drauf und erwartet viel, aber nicht immer wird der geistliche Hunger wirklich gestillt. In gewohnt frischem Plauderton und mit viel Humor werfen die Autoren einen kritischen Blick auf die englische und deutsche Lobpreis-Szene und hinterfragen diverse Eigenheiten.“ So beschreibt der Pressetext dieses Buch aus der Feder von Rick Page und seinem deutschen Übersetzer (und Ergänzer) Andreas Malessa. Dieses Buch kommt nicht als Sachbuch daher. Das ist zum einen gut, zum anderen erschwert es die Einordnung und man greift als Rezensent nicht automatisch zu einer solchen Veröffentlichung, da man die Relevanz für das Thema nicht sofort erkennt. Dazu trägt sicher das Cover, wie auch der Titel bei. Der englische Originaltitel ist da schon griffiger: „And now let´s move into a time of nonsense. Why Worship Songs are failing the Church”. Das ist ohne Kenntnis britischen Humors nicht so ohne weiteres als Titel auf Deutsch machbar. Über Lobpreis ist durchaus schon einiges – auch Handfestes – veröffentlicht worden. Dieses Buch ist es allerdinbgs wert gelesen zu werden. Witzig, frech und gleichzeitig kompetent und geradlinig beschreibt es die Situation, allerdings aus dem angloamerikanischen Blickwinkel. Den gilt es im Auge zu behalten, stellt sich manches bei uns doch etwas anders da. Andreas Malessa hat dies mit einem Nachwort allerdings hervorragend aufgefangen. Dies im Blick behaltend setzt sich diese Veröffentlichung umfassend mit der Entstehung neuer geistlich inspirierter Musik auseinander. Und die gibt es ja nicht erst seit dem Phänomen Lobpreis. Was dieses Phänomen allerdings auszeichnet wird sachgerecht und aus mehreren Blickwinkeln beleuchtet. Da spielen auch (musik)historische, soziologische und psychologische Faktoren eine Rolle. Das ist gut so, stellen sie die Diskussion damit endlich auf eine breite Grundlage. Man kann darüber lamentieren, dass dadurch die Figur des „Lobpreisleiters“ in die Schusslinie gerät. Man wäre allerdings gut beraten die zweite Frage mit zustellen. Warum ist sie, bzw. er, denn als „Archetyp“, und um eine solche handelt es sich hier, zum Objekt der Beschreibung geworden. Schlicht weil es sie gibt. Nicht in dieser satirisch überspitzen Form, aber eben in vielen Ausprägungen. Und eines fehlt vielen dieser Vertreter ihres Genres. Die Erkenntnis, dass viele Lieder schlicht schlecht sind und dass in der Geschichte auch nur die Besten übrig blieben. Die Zahlen und Fakten, die der Autor dazu aus früheren Jahrhunderten zusammengetragen hat sind beeindruckend. Auch ein Grund dieses Buch zu empfehlen. Denn hier wurde handwerklich sauber gearbeitet, auch wenn es sich nicht um eine wissenschaftliche Veröffentlichung handelt. Aus diesem Grund kann es nur eine Empfehlung geben. Versuchen, dieses Buch irgendwie noch zu bekommen und zu lesen. Denn mittlerweile ist es vergriffen. Das ist weder dem Buch noch dem Thema angemessen.
Thomas Nowack