Es wird wieder gesungen. Diesen Eindruck bekommt man angesichts der Veröffentlichungen im Bereich Jugendchorliteratur. Allerdings scheinen die Zeiten etablierter Jugendchöre vorbei zu sein. Die Kirchengemeinde Kleinkleckersdorf hat eben keine über Jahrzehnte bewährte und durch Nachwuchs gesicherte Jugendchorarbeit mehr. Die Ensembles, wenn vorhanden, sind kleiner geworden und es fehlt vor allem an einem: versierten Instrumentalisten.
Diese Lücke ist in den letzten Jahren zunehmend erkannt worden. Ebenso die schwimmenden Grenzen zwischen Gemeinde- und Jugendchorarbeit. Stichworte für die Neuorientierung waren Projektchöre, Playbackmaterial und möglichst verschiedene Komponisten und Texter. Dabei werden die angebotenen Produktionen zunehmend anspruchsvoller und bezahlbarer (!). Mußte man vor fünf Jahren noch ein kleines Vermögen für eine Playbackcasette mit einem Titel ausgeben, bekommt man heute den Sound aus der Dose mit bis zu 15 Titeln so aufbereitet, das man, sängerische Kompetenz und entsprechendes technisches Equipment vorausgesetzt, umgehend auf die Bühne gehen könnte.
Eine solche Produktion ist auch die Neuerscheinung „Perspektiven“ im Schulte und Gerth Verlag. Die Fülle der positiven Eindrücke zu schildern ist zugegebenermaßen schwierig. Wo anfangen? Wo aufhören? Gelungen ist beispielsweise in einer Produktion so verschiedene Komponisten und Texter wie Jochen Rieger, Berthold Engel, Danny Plett, Tom Ewing, Don Moen, Steven Curtis Chapmann, Albrecht Gralle, Christoph Zehendner und viele andere zusammenzubringen. Gelungen ist es, ein musikalisch ansprechendes Ergebnis mit einheitlichen Arrangements auf Tonträger zu bannen. Dabei fällt die große Zahl bekannter Interpreten wie Thea Eichholz-Müller, Anja Lehmann, Gloria Oppermann, Anne Strauch, Heike Barth, Danny Plett, Eberhard Rink und Bernd-Martin Müller (alle voc.) umgesetzt wird. Unterstützt werden sie u.a. von so exzellenten Instrumentalisten wie Daniel Jakobi und Helmut Jost. Gelungen ist es auch einen umfangreichen Klavier-/Chorscore zu erarbeiten, der neben den Noten auch Konzeptmaterial enthält. Dieses ist übrigens nicht nur äußerst umfangreich sondern verweist sogar auf weitere Hilfsmedien, beipielsweise auf die Theaterhilfen aus Willow Creek.
Im Praxiseinsatz hat sich dieses Produkt bewährt, auch wenn mögliche a capella Teile, etwa der Anfang des Titels „Salz sein, Licht sein“, nur mit in ear Monitoring zu bewältigen wären. Dieses Manko kann man aber getrost unter der Rubrik Peanuts ablegen. Weniger zu verschmerzen an dieser ansonsten qualitativ hervorragenden Produktion ist die Tatsache das sie musikalisch und textlich nicht viel Neues bieten kann. An manchen Stellen sind zudem die deutschen Texte leider etwas platt. Da hätte man sich gewünscht, das mittlerweile dreissig und mehr Jahre Auseinandersetzung mit deutschen Texten bessere Ergebnisse mit sich bringen. Trotz dieser, zugegebenermassen minimalen Mankos, ist diese Produktion unbedingt als empfehlenswert einzustufen. Viele Chöre und Gemeinden werden sie sicher dankbar nutzen.
Mittlerweile sind eine ganze Reihe von Ausgaben in dieser Reihe erschienen (bspw. Freundschaft).
Thomas Nowack